1. Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?

Meine ersten beiden Studienjahre von 1990 an waren eigentlich ein einziger Umbruch. Im persönlichen Leben, an der Uni, einfach überall. Wie alle Ex-DDR-Bürger wurde ich quasi von heute auf morgen in ein völlig neues Leben katapultiert. Aber ich habe das als ungeheure Chance begriffen. Wir mussten alles improvisieren, die Seminare, die Vorlesungen. Und es gab die Sorge um die Fakultät, die abgewickelt werden sollte. Viele haben damals für den Erhalt gekämpft. Gott sei Dank.

 

2. Welche Bedeutung hat die Universität Leipzig heute für Sie?

Heute bin ich froh, in Leipzig studiert zu haben. Ich mag die Stadt. So etwas wie diese euphorischen Jahre des Aufbruchs habe ich so nicht wieder erlebt. Und es hat ungeheuer zusammengeschweißt. Wer in diesen Jahren durchgehalten hat, war zäh. Auch wenn wir in alle Winde verstreut sind, die Freundschaften von damals sind geblieben.

 

3. Was schätzen Sie an Ihrem Beruf?

Nach so vielen Jahren im Journalismus bin ich immer noch neugierig auf Menschen, Orte und Ereignisse. Ich bin froh, beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen meine journalistische Heimat gefunden zu haben. Bessere Nachrichten und Informationen wird man in Deutschland nicht finden. Ich kenne die meisten Korrespondenten persönlich. Das fühlt sich oft wie eine große Familie an. Manchmal, wenn ich nach einem Telefonat mit Washington oder Athen den Hörer auflege, denke ich: „Was für ein toller Job!“ Aber der Journalismus ist heute auch ein hartes Brot. Viele gute junge Kollegen arbeiten in prekären Verhältnissen und haben lediglich Zeitverträge. Vieles verschiebt sich in Richtung Online-Journalismus. Doch wer heute studiert, wird definitiv seinen Platz finden. Die Menschen wollen Informationen, gut recherchierte Geschichten, Hintergründe. Als Journalist muss man das große Ganze sehen. Ganz wichtig: zuhören und reisen. Ich war – dank einiger Stipendien – viel im Ausland, in den USA, auf den Philippinen, in China. In diesem Jahr war ich für einen Monat im ARD-Studio Moskau. Das schärft unheimlich den Blick.

 

Sabine Krebs (45) wurde im sächsischen Löbau geboren und hat von 1990 bis 1995 Diplom-Journalistik mit Nebenfach Politikwissenschaft an der Universität Leipzig studiert. Als Chefin vom Dienst bei den ARD Tagesthemen ist sie jeweils eine Woche lang für die inhaltliche und thematische Ausrichtung der Sendung zuständig, entwickelt und plant die Themen und Beiträge, bleibt in Kontakt mit den Korrespondenten und nimmt kurz vor der Sendung Stücke und Moderationen ab. Für ihren Traumberuf pendelt sie seit 8 Jahren von Leipzig nach Hamburg.